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Jägervereinigung Frankenberg e.V.

Fz vom 24. Juli 2012

„Ich kann ja nicht den ganzen Tag nur lesen“

Zeit für Reisen, Ehrenamt und Modelleisenbahn: Der Leiter des Burgwalder Forstamts geht Ende Juli in den Ruhestand

Eberhard Normann hat das heutige Aussehen des Burgwalds entscheidend mitgeprägt: 27 Jahre war er der Leiter des Forstamts.In der Zeit hat er mit den Revierförstern Jahr um Jahr festgelegt, welche Bäume gepflanzt, wo aufgeforstet und wo gepflegt wird. -von Patricia Kutsch

Burgwald-Bottendorf. Als Forstreferendar hat Eberhard Normann den Burgwald nach seinem Studium kennengelernt – nach einigen Zwischenstationen kam er dorthin zurück und übernahm die Leitung des Forstamts in Bottendorf. Insgesamt 27 Jahre kümmerte er sich um den Wald, dessen tierische Bewohner und die Pflanzen. Zum Ende des Monats geht der 65-jährige Förster in den Ruhestand – und hinterlässt seinem Nachfolger einen 20 000 Hektar großen Wald, 44 Mitarbeiter und Einnahmen von durchschnittlich neun Millionen Euro im Jahr. Aufforsten und jagen Geprägt gewesen sei die Arbeit im Burgwald von Windwürfen, erinnert sich Normann. Insgesamt sechs Orkane haben in seiner Amtszeit viele Bäume umgeworfen. „Deswegen müssen wir die Flächen dort wieder aufforsten.“ Wie der Wald in Zukunft aussehen soll – an dieser Frage hat Normann gerne gearbeitet. So gehörte es immer wieder zu seinen Aufgaben, mit festzulegen, welche Bäume an welcher Stelle gepflanzt werden. Der Klimawandel etwa bestimme mit, welche Bäume in Zukunft häufiger in heimischen Wäldern anzutreffen seien. Im Burgwald könne es die Douglasie sein – denn der Fichte werde es zu trocken und zu warm. Was gepflanzt wird, ist aber auch vom Geld abhängig: Rund 20 000 Euro kostet ein Hektar Buchenwald. Das Aufforsten brachte einen weiteren Arbeitsschwerpunkt mit sich: Rehe fressen mit großer Vorliebe die Rinde von jungen Bäumen. Deswegen dürfen sich nicht zu viele im Wald tummeln. Rund 1000 Tiere werden laut Normann jedes Jahr im Burgwald geschossen. Er ging immer mit auf die Jagd, bereitete die Treibjagden sorgfältig mit vor. „Für mich war das nicht Hobby, sondern Arbeit“, erzählt der Forstmann. In seinem Wald kennt der Förster jeden Feldweg, jeden Tümpel, die Trockenwiesen und die heimischen Tiere. „Hier gibt es viele Tier- und Pflanzenarten, die es teilweise hessenweit nicht mehr gibt“, sagt er und zeigt auf den fleischfressenden Wasserschlauch. „Meine Arbeit ist so abwechslungsreich. Ich habe die Wahl keinen Tag bereut.“ Normanns Karriere begann mit einem Forststudium. Anschließend kam er als Referendar in den Burgwald – damals noch das Forstamt Wolkersdorf. Danach kam er unter anderem nach Fulda und Diemelstadt und 1980 als Dezernatsleiter zur Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz in Darmstadt. Fünf Jahre später zog es ihn als Forstamtsleiter zurück in den Burgwald. Normanns Vater war schon Förster. In dessen Fußstapfen ist der gebürtige Bad Sodener getreten. „Ich bin damit aufgewachsen und wusste, was auf mich zu kam.“ Früh sei er schon mit seinem Vater zur Jagd gegangen. Anders sei der Beruf heute doch: „Früher saßen die Waldarbeiter um ein offenes Feuer. Heute haben sie Schutzhütten mit Gasheizung“, sagt er. Motorsägen habe es auch nicht gegeben – da fiel am Tag nur ein Baum, heute seien es zwei Bäume in einer Stunde. Damals kamen auf ein Revier von 650 Hektar Wald 15 Waldarbeiter. Heute sind es nur noch drei Waldarbeiter auf 2000 Hektar. In seinem Ruhestand will Normann seine Modelleisenbahn fertig bauen: „Da baue ich seit meiner Kindheit dran. Fertig ist sie noch lange nicht.“ Reisen stehen ebenfalls auf dem Programm – aber keine besonders großen. „Das kann man auch während der beruflichen Zeit.“ Normann will lieber Deutschland entdecken – einige wenige Flecken, die er noch nicht kennt, erkunden. „Und ich will beschäftigt sein und weiter Kontakte knüpfen“ – deswegen will der Förster sich eine ehrenamtliche Beschäftigung im Sozialen suchen. „Ich kann ja nicht den ganzen Tag nur lesen“, sagt er mit einem Lachen. Der bisherige Vöhler Forstamtsleiter Eberhard Leicht übernimmt zum 1. Januar 2013 das Burgwalder Forstamt. Bis dahin leitet der stellvertretende Forstamtsleiter Arno Süßmann die Arbeit in Bottendorf.

 

Foto: Eberhard Normann war 27 Jahre Leiter des Burgwalder Forstamts. In dieser Zeit saß er nicht nur im Büro, er war auch viel mit seinen Mitarbeitern im Wald unterwegs. Bei einem seiner letzten Rundgänge in der vergangenen Woche besuchte er auch die beiden Forstarbeiter Lars Bettenhausen (links) und Norbert Ruckert in der Rodaer Revierförsterei. Foto: Patricia Kutsch